3 Etappen | 36 km | 1.840 hm

gewandert von 29.08.25 – 31.08.25


  1. Wegcharakter
  2. Anreise
  3. Hütten
  4. Tourenbeschreibung
  5. Ausrüstung & Verpflegung
  6. Fragen

Schwierigkeitsgrad4/5
Kulturgrad2/5
Naturgrad4/5
Beste JahreszeitSommer
StartpunktWanderparkplatz Pertisau (am Ende der Ortschaft)

Anreise
Wir starten unsere Tour am Wanderparkplatz in Pertisau. Freitags gab es dort mehr als genug freie Parkplätze. Als wir sonntags wieder ankamen war der Parkplatz allerdings brechend voll. Stand 2025 zahlt man hier 8 EUR pro Tag. Pertisau ist aber auch über den Zug und Bus erreichbar und muss nicht mit dem Auto angefahren werden.

Wir starten unser Karwendel-Gams-Abenteuer am öffentlichen Wanderparkplatz in Pertisau. Hier zahlen wir 8€ Parkgebühr pro Tag, also insgesamt 24€ für das Wochenende. Der Parkplatz war freitags recht leer, als wir allerdings sonntags wieder ankamen war er komplett voll.

Etappe 1 ist technisch nicht sehr herausfordernd. Sie beginnt mit einem angenhem leichten Anstieg das Gerntal hinauf auf einfachen Wegen über Wiesen und durch Wälder. Planmäßig hätten wir zu 8 wandern sollen, allerdings gab es einen kurzfristigen Ausfall. Dies war auf den Hütten kein Problem.
Am Talschluss des Gerntals befindet sich sogar noch ein Restaurant – die Gern Alm. Hier gibt es alles von Germknödel bis zur fangfrischen Forelle. Viele kommen hier auch mit der Bimmelbahn oder dem Fahrrad an. Nur wenige wandern im Gerntal allerdings weiter über den Bergkamm.
Der weitere Weg zur Plumsjochhütte schlängelt sich über viele Serpentinen den Berg hinauf. Die Schotterstraße ist ebenfalls technisch keine Herausforderung und kann auch befahren werden. Für uns zwar ein leichter Einstieg, allerdings erhoffen wir uns für die nächsten Etappen etwas mehr Abenteuer.

Die Plumsjochhütte bietet sehr saubere Schlafräume und leckeres Essen. Es ist keine DAV Hütte, dennoch gibt es kostenloses Duschen eine heimelige Atmosphäre im Gastraum. Handyempfang gab es überhaupt keinen – dies tut uns aber so gar nicht weh. Wir spielen bis zur Nachtruhe Karten – mal Skyjo, mal Uno. Die Stube war den gesamten Abend voll. Es wurde viel gelacht und getrunken. Stromanschluss gab es ebenfalls auf den Zimmern.

Eine perfekte erste Etappe um warm zu werden und um den nächsten Tag bei 1.650m Höhe zu starten.

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Der Aufstieg zur plumsjochhütte aus dem Gerntal

Die romantische Plumsjochhütte

Diese Tour ist vor allem bei Nässe nichts für Ungeübte. Wir kommen gerade während des schwierigeren Abschnitts in starken Regen.

Wir frühstücken um 8 Uhr ausgiebig auf der Hütte. Es gibt neben Käse- und Wurstbrot auch leckeres Müsli. Unsere zweite Etappe startet mit einem leichtbegehbaren, ruhigen Wurzelweg mit toller Aussicht. Auffällig war hier einfach die Stille im gesamten Tal. Da uns den gesamten Tag kein einziger anderer Wanderer begegnet, genießen wir die Ruhe natürlich sehr, vertiefen uns aber auch das ein oder andere Mal in Gespräche aller Art.
Nach dem bewurzelten Abschnitt kommen wir erneut auf eine lange Schotterstraße bergab. Ca. 1,5h vergehen, bis wir links in ein Flussbett voller Geröll abbiegen. Dies gilt es zu passieren. In diesem Moment beginnt der Regen und gleichzeitig unser stundenlanger Aufstieg.
Während sich meine Mitwanderer in Regenkleidung begeben, bleibe ich im T-Shirt, weil mich der Aufstieg gleich in schweißtreibende Anstrengung versetzen wird.
Wir wandern jetzt viele enge Serpentinen durch den Wald bergauf. Die Feuchte im Wald lässt viele kleine Pilze sprießen. Nach einigen hundert Höhenmetern kommen kleinere Kletterpassagen. Hierbei gilt es sich am bewaldeten Hang entlang zu bewegen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind schon erforderlich. Wir kommen zudem jetzt in starkes Regenwetter. Wir bleiben aber alle höchst konzentriert und schaffen die Passage ohne Verletzungen.

Den steilen Weg am Hang hinter uns lassend befindet sich nun ein Geröllfeld mit meterhohen Felsbrocken vor uns. Diese gilt es nun zu bezwingen. Obwohl die Höhenmeter auf die Pumpe gehen, komme ich ab jetzt nicht mehr vom Staunen weg: unzählige Gämse begleiten uns jetzt auf unserem Pfad. Sie beobachten uns neugierig und scheinen kaum Angst zu haben. Oder sie wissen einfach, dass wir ihnen in Sachen Aufstiegstempo sowieso nicht das Wasser reichen können.
Wunderbar wanderbar ist der letzte Abschnitt, sobald man die Hochebene erreicht. In nur ganz leichter Steigung kann man den weiten Blick über die Felsen schweifen lassen, während wir weiterhin aufmerksam von den Gamsherden beobachtet werden.

„Schau mal! Da kommt aber eine große Wandergruppe den Hang herunter“ schreit mein Kumpel durch den Regen. Da stimmt doch etwas nicht. Hunderte Menschen strömen nacheinander den Berg hinunter mindestens 12 Kilometer und 1000 Höhenmeter von der Zivilisation entfernt. Wenige tage vor unserer Tour fragt mich Selina, ob ich schon mal etwas vom Karwendelmarsch gehört habe. Hatte ich bis dato nicht, aber jetzt sehe ich ihn gerade live.
Trotz Regen quählen sich Hunderte in über 50km und 2.000 Höhenmetern bis nach Pertisau durchs Gebirge.
Als wir unsere Unterkunft, die Berghütte Gramai Hochleger erreichen, zittern uns einige halb erfrorene Teilnehmer in der Gaststube entgegen. Wir haben den größten Respekt vor der bisher erbrachten Leistung, fragen uns aber dennoch wer sich so etwas freiwillig antut.

Die Hütte ist ebenfalls privat bewirtschaftet. Wir übernachten zu siebt in einem Mehrbettzimmer für neun Personen. Es gibt keine Dusche. Essen uns Getränke sind wie zuvor köstlich und mit viel Liebe gemacht. Die stolzen Preise sind deshalb vergeben.
Abends kommen die Gämsescharen zum Grasen nahe an die Hütte. Wir können sie deshalb noch mit Ferngläsern von der Gaststube aus beobachten.

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Ein eindrucksvoller Weg in schottischer Manier aber mit jeder Menge Gämse links und rechts

Der steile Aufstieg am hang erfordert viel Konzentration

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Im Gänsemarsch wandert das Team bergauf

Die dritte und letzte Etappe unserer Karwendel-Wochenendhüttentour starten wir mit einem Aufstieg auf den Gipfel des Hahnkampls. Dort gibt einen einzigartigen 360° Panoramablick übers Karwendel. Auf der einen Seite sehen wir noch unsere letzte Übernachtungsstätte und Dutzende Gämse, auf der anderen Seite die hohe Schafkarspitze und die Lamsenjochhütte. Drehen wir uns nochmals um 90° blicken wir hinab zum Wellnesshotel Gramai Alm und genießen den unendlich schönen Weitblick.

Unseren einzigen Gipfel des Wanderwochenendes steigen wir nicht über den gleichen Weg zurück ab, sondern gehen einen abenteuerlichen Gratweg gen Südosten. Teilweise auf wirklich schmalen Wegen und tödlich steilen Hängen links und rechts wandern wir einer nach dem anderen weiter bergab.

Als wir am westlichen Lamsenjochsattel ankommen, sehen wir mehrere Wanderer die vor uns liegenden Felsen beobachtend. Und dann sehen wir ihn auch – einen Steinbock. Dieses schöne Tier grast am steilen Hang der Lamsenspitze.
Bis hierher war absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit von Nöten. Für unseren weiteren Abstieg ins Tal aber kaum noch. Der Weg ist nun breiter und schottrig. Dennoch sind die kommenden 1000 Höhenmeter Abstieg nicht zu unterschätzen. Wer sich hier nicht konzentriert knickt schnell um oder rutscht im Geröll aus.

Wir spüren merklich, dass wir wieder näher an der Zivilisation sind. Viele Tageswanderer kommen uns entgegen. Nach unzähligen schottrigen Serpentinen erreichen wir einen Nadelwald. Von hier aus sind es dann noch wenige Kilometer bis zur Gramai Alm. Hier erwartet uns bereits Schlagermusik, unzählige bellende Hunde und hunderte Autos und Fahrräder am Parkplatz und natürlich Menschen. Wir bleiben aber dennoch für das leckere Mittagessen. Der angenehme Weg durchs Tal bis nach Pertisau lädt nochmal zum Schlendern ein. Dass wir alle das gesamten Wochenende keine Dusche von innen gesehen haben, interessiert uns irgendwie überhaupt nicht.
Die letzten Kilometer vom Hotel Gramai Alm zurück nach Pertisau fühlen sich dann noch wie ein gemütlicher Spaziergang an. Wir kommen glücklich über unsere abwechslungsreiche Tour und die dann doch baldige Dusche wieder am Parkplatz an.

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Der abenteuerliche Gratweg zur Lamsenjochhütte mit faszinierender Aussicht

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links sieht man noch die Felsen des Hahnkampls

Auch auf dem Hahnkampl werden wir von Gämsen beobachtet