6 Etappen | 121km | 7.200 hm

gewandert von 14.09.25 – 19.09.2025


  1. Wegcharakter
  2. Anreise & Rückreise
  3. Hütten
  4. Tourenbeschreibung
  5. Ausrüstung & Verpflegung
  6. Fragen
  7. Weitere Mehrtagestouren

E5 Route auf der Karte
Schwierigkeitsgrad4/5
Kulturgrad3/5
Naturgrad4/5
Beste JahreszeitSommer
StartpunktBahnhof Oberstdorf

Anreise
Wir parken unser Auto in Sonthofen, um dann mit dem Zug zum Startpunkt der Tour zu gelangen. Diese Vorgehensweise bietet mehrere Vorteile: Zum einen sparen wir uns die überteuerten Parkgebühren an den Wanderparkplätzen in Oberstdorf, zum anderen sind wir bei der Rückreise früher am Auto. Der Bus von Meran nach Oberstdorf legt nämlich einen Halt in Sonthofen ein.
Viele beginnen den E5 auch in Spielmannsau. Wir möchten jedoch symbolisch in Oberstdorf starten und wandern die leichten zusätzlichen Kilometer daher als Warm-up.

Rückreise
Von Meran fahren wir mit dem Bus zurück. Dieser verkehrt täglich und hält an mehreren Punkten auf der Strecke nach Oberstdorf, die jedoch vorwiegend in Deutschland liegen. Die Fahrt war unkompliziert und ruhig, obwohl wir drei Hunde an Bord hatten.

Hütten
Kemptner Hütte
Als Schnittstelle mehrerer Touren, wie beispielsweise des E5 oder des Heilbronner Weges, ist die Hütte im Sommer stets voll besetzt. Obwohl verhältnismäßig groß, bietet sie Platz für zahlreiche Wandergruppen, was man sofort beim Betreten des Schuhraums erkennen kann. Duschen gibt es keine, weshalb nach einer anstrengenden Tour eine Katzenwäsche ausreichen muss. Die Preise für Essen, Getränke und vor allem das Frühstück sind recht hoch, doch es wird ausreichend angeboten, um satt zu werden. Da wir alle drei nicht sonderlich gut geschlafen hatten, waren wir froh, bald aufbrechen zu können.
Memminger Hütte
In Traumlage, abgeschieden und dennoch mit toller Ausstattung sowie Bewirtung – die Memminger Hütte ist zu einer meiner Lieblingshütten avanciert. So sehr der Aufstieg auch schmerzen mag, der Morgen dort oben ist traumhaft schön. Das Essen war super und die Betten im Lager erträglich.
Schihütte Zams
Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis! An jedem Bett gibt es sogar eine Steckdose, Duschen sind kostenlos und es wird ein Wäsche-Service angeboten. Die Wirte sind super nett. Die Hütte liegt, wie der Name schon sagt, direkt an einer Skipiste und einem Lift.
Braunschweiger Hütte
Diese topmoderne Berghütte reiht sich mit der Memminger Hütte unter die schönsten Berghütten ein. Kostenpflichtige Duschen sind in dieser exponierten Lage nicht überraschend. Geschlafen habe ich hier am besten, war allerdings auch wirklich erschöpft.
Martin-Busch-Hütte
Die Hütte bietet gute Betten, eine Dusche und warmes, leckeres Essen. Auch die Lage ist besonders schön, weshalb es hier nichts zu meckern gibt. Der einzig negative Beigeschmack kam auf, als wir erfuhren, wie die Hüttenwirte mit Wanderern umgehen, die nicht gebucht hatten.



…noch circa 400 Meter bis zur Hütte. Verschwitzt erreichen wir an einem warmen Septembernachmittag das obere Ende des Trettachtals. Glücklich drehe ich mich nach links, um mit meinen Kameraden zu sprechen, wobei mein Blick auf halbem Wege hängen bleibt. Niemals hätte ich gedacht, dass wir bereits so früh auf unserer Tour durch die Alpen eine ganze Herde Gämsen und Steinböcke antreffen würden! Nur wenige Meter vom Weg entfernt liegen sie gemütlich im Gras und beobachten die vorbeiziehenden Wanderer. Doch nun zum Beginn der Tour:

Motiviert steigen Robert, Dave und ich aus dem Bus des SEV (Schienenersatzverkehrs) am Oberstdorfer Bahnhof aus. Zuvor hatten wir in Sonthofen geparkt und feststellen müssen, dass unser ursprünglicher Plan, mit der Bahn nach Oberstdorf zu kommen, nicht aufging. Die Parkgebühren für Langzeitparker sind in Oberstdorf nämlich exorbitant. Da wir uns durch Sonthofen fast 80 % der Parkkosten sparen konnten, war dies für drei Schwaben keine lange Überlegung wert.

Wir entscheiden uns, direkt von Oberstdorf loszulaufen und nicht den Bus nach Spielmannsau zu nehmen. Einerseits wollen wir so wenige Busse wie möglich nutzen, um einer „wirklichen“ Alpenüberquerung so nah wie möglich zu kommen, und andererseits möchten wir nicht zu früh auf der Hütte ankommen, damit sich der Abend dort nicht so sehr zieht.

Nach wenigen Kilometern befinden wir uns auf einer Fahrradstrecke durchs Trettachtal. Hoch motiviert gehen wir mit durchschnittlich 5 km/h leicht bergauf bis nach Spielmannsau. Der letzte Verpflegungspunkt ist hier noch die Alpe Oberau bei Kilometer 9. Die Tagesausflügler überholen wir noch. Am liebsten würde ich jedem gerne sagen: „Schau uns an, wir laufen in einer Woche nach Italien!“ Das Wegeschild „Meran [Italien] | 144h | 120km“ motiviert uns hierbei noch zusätzlich.

Nach einigen Kilometern entlang der Trettach geht es über einen Wurzelweg durch den Wald steiler bergauf. Wir schwenken links ab in Richtung Sperrbachtal. Nachdem es die gesamte bisherige Woche geregnet hatte, erleben wir jetzt einen sonnigen, sehr warmen Tag, der auch etwas Schwüle mit sich bringt. Dies in Kombination mit dem Anstieg lässt mich nun doch ordentlich ins Schwitzen kommen. Sobald der Blick den Sperrbach hinauf klarer wird, rückt das Etappenziel sehr viel näher. Wir wandern jetzt auf einem steinigen Weg, bergauf auf der linken Seite, entlang des Bachlaufs.

Die gesamte Etappe wandern wir fast allein. Erst kurz vor der Kemptner Hütte sehen wir dann die ersten geführten Wandergruppen. Auf der Kemptner Hütte setze ich mich erst einmal verschwitzt und müde im großen Schuhraum auf die Bank. Wissend, dass es keine Dusche gibt, wechseln wir die T-Shirts, um die letzten Sonnenstunden zum Trocknen in der Sonne zu nutzen. Gebucht hatten wir eigentlich nur das Matratzenlager, allerdings bietet uns der Hüttenwirt ein Zimmer im Mehrbettzimmer an. Das Angebot nehmen wir gerne an. In unserem Zimmer mit acht Betten sollen wir noch einen Mitbewohner begrüßen – Nick. Der motivierte Stuttgarter Wirtschaftsprüfer wandert den E5 alleine. Mit seinem GPS-Gerät sendet er gerade eine „grüne Nachricht“ nach Hause, um seine Unversehrtheit zu bestätigen.

Zum Abendessen bestelle ich mir ein günstiges DAV-Essen. Heute bedeutet das Würstchen mit Kartoffelpüree. Wir spielen mit Nick noch Wizard und Mensch ärgere Dich nicht. Wir beenden die Partie jedoch frühzeitig, da sie zu lange gedauert hätte. Die nächsten Tage werden körperlich anstrengend, weshalb wir lieber etwas früher ins Bett gehen.

Nach einer Partie Wizard gab es dann das Bergsteiger-Essen.

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Soll das Schild moti- oder demotivieren?

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Der wunderschöne Weg durch das Sperrbachtal

Mit 27 Kilometern und 1.400 Höhenmetern war dies eine der härtesten Etappen unserer Alpenüberquerung. Wir entschieden uns bewusst gegen das Taxi-Shuttle von Holzgau zur Materialseilbahn Memminger Hütte und für eine wunderschöne Wanderung durch Tirol. Am späten Nachmittag wurden die letzten Meter bis zur Hütte körperlich schmerzhaft, doch diese Mühe wurde durch das erfüllende Gefühl des „Geschafft“-Seins, gepaart mit der traumhaften Umgebung der Memminger Hütte, reichlich kompensiert.

Aber der Reihe nach: Wir gingen früh ins Bett, denn unser Wecker klingelte um 5:30 Uhr, damit wir um 6 Uhr frühstücken konnten. Wir waren alle drei sehr gerädert, weil der Schlaf in den schlechten Matratzen nicht sehr erholsam gewesen war (wie sich herausstellen sollte, war dies jedoch unser schlechtester Schlaf auf der Tour). Um kurz nach 6 Uhr standen wir also wieder in voller Montur vor der Hütte. Das Wetter sollte traumhaft werden (am 15. September!!), weshalb ich bereits in kurzer Hose startete. Während wir die ersten 100 Höhenmeter zur deutsch-österreichischen Grenze hinaufstapften, blickten wir auf die im Morgenrot bestrahlte Krottenspitze. Trotz der Müdigkeit war ich aufgrund der traumhaften Umgebung hoch motiviert.

Am Mädelejochpass (und unserer ersten Grenzüberschreitung) trafen und überholten wir vier geführte Wandergruppen. Diese sollten uns noch bis nach Italien begleiten. Irgendwie schafften sie es immer, vor uns loszuwandern, um dann nach einem Kilometer wieder eingeholt zu werden. Wir beeilten uns stets, vor den Gruppen zu bleiben, um nicht an Engstellen in einen Stau zu geraten. An der deutsch-österreichischen Grenze erklärte gerade ein Guide, wie man den Berg im Geröll absteigt, ohne umzuknicken, während wir schnellen Schrittes vorbeihuschten.

Der Abstieg ins Höhenbachtal in Richtung Holzgau ist wunderschön. Dieser felsige Abschnitt nennt sich Roßgumpe. Über größere felsabsprünge und Geröll gelangten wir zügig bergab auf einen etwas breiteren Weg entlang des Höhenbachs. Nun konnte die Konzentration etwas reduziert werden – ich ließ meine Blicke entlang der Bergketten schweifen, während das Bachrauschen uns bis nach Holzgau begleitete. Die Höhenbachschlucht bietet tiefe Wasserfälle, und mitten im Fels erstreckt sich ein Klettersteig über dem gefährlichen Tobel. In Holzgau kamen wir nach circa 2,5 Stunden (und 8 km) an.

Tipp: Gleich zu Beginn des Dorfes gibt es einen Trinkwasserbrunnen. Dort legten wir eine erste Rast ein und füllten unsere Wasservorräte auf.

Die meisten E5-Wanderer (und vor allem die geführten Gruppen) lassen sich von Holzgau nun mit dem Taxi chauffieren. Als wir ankamen, warteten bereits ungefähr zehn Personen am Abholpunkt. Da wir wirklich perfektes Wetter und viel Energie hatten, entschieden wir uns für den Fußweg. Diese Entscheidung bereue ich auch nicht, denn der Weg führt entlang saftiger Wiesen und steiler Berghänge durch die Lechtaler Berge. Ich liebe die Momente, die nach harten Abschnitten auch die Chance bieten, die Umgebung zu erkunden, ohne ständig darauf achten zu müssen, wohin man tritt. Wir wanderten also 15 entspannte Kilometer durch Täler mit relativ wenig Steigung, aber eindrucksvoller Natur und viel Zeit für Gespräche.

Hinweis: In Madau gab es für uns keine Möglichkeit zur Einkehr. Zu unserem Glück und zu unserer Überraschung fanden wir aber an der ehemaligen Hermine-Alpe einen Kühlschrank mit einem Kässchen. Diese letzte Gelegenheit nutzten wir vor dem steilen Aufstieg zur Memminger Hütte. Im September ’25 gab es hier Cola, Almdudler, Sprudel und Bier zur Auswahl.

Die Materialseilbahn Memminger Hütte dient als Drop-off-Punkt für unsere taxifahrenden Mitwanderer. Vor der Materialseilbahn erstreckt sich ein riesiges Geröllflussbett mit dem eiskalten Parseierbach. Robert nutzte die Möglichkeit und streckte seine Füße ins kalte Wasser. Ich hingegen wusch meine vollgeschwitzte Cap aus und warf sie mir klatschnass auf den Kopf. Wir hatten einen perfekten, sonnigen Septembertag erwischt, dessen Hitze mir aber beim letzten Aufstieg noch einmal zu schaffen machen sollte.

Für mich persönlich war der Aufstieg von der Materialseilbahn zur Memminger Hütte der härteste Abschnitt der gesamten Alpenüberquerung. Dies lag mitunter aber auch an den vorher geleisteten 23 Kilometern und der Hitze. Die 1.300 Höhenmeter am Stück bereiten allerdings vielen Wanderern Probleme. Zu Beginn geht es über viele Serpentinen entlang eines wurzelreichen Pfades stetig bergauf. Im zweiten Drittel wird es naturgemäß felsiger. Das letzte Drittel ist technisch zudem herausfordernd, weil wir sehr steil bergauf über Geröll und Wasserfälle wandern

„Nach der Bergkuppe kam einfach noch einmal eine, und danach ging es trotzdem nochmals weiter hoch“, hört man dann in der Memminger Hütte des Öfteren. Denn der Weg erweckte immer den Anschein, dass man es gleich geschafft hat, um dann doch noch mit weiterer Höhe zu überraschen.

Sobald aber der magische Moment erreicht ist und die Memminger Hütte in Sicht kommt, weiß man, warum man das alles tut: aufgrund dieser wunderbaren alpinen Momente. Die Memminger Hütte liegt nämlich auf einem Hochplateau zwischen dem Seekogel und dem Seekopf. Wir befinden uns nun auf 2.200 Metern über Normalnull, umgeben von alpinem Gelände, und vor der Memminger Hütte liegt einfach ein wunderschönes, von einem fließenden Gewässer durchflutetes Moor. Ein Paradies für Alpentiere wie das Murmeltier oder die Gams

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Die Höhenbachschlucht am Vormittag

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Start der zweiten Etappe an der Kemptner Hütte – bisher noch kein Muskelkater

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Nach einem steileren Abstieg wandern wir nun leichter vom Mädelejochpass hinab nach Holzgau

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Die Capi im Parseierbach ist eine willkommene Abkühlung

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Eng an eng, aber dafür warm, liegen wir zu dritt auf der oberen Etage des Stockbetts im Matratzenlager

Die Memminger Hütte bietet uns eine warme Dusche für wenige Taler, die wir nach der schweißtreibenden Tour gerne in Anspruch nehmen. Zumal wir im Matratzenlager eng an eng liegen. Robert, Dave und ich teilen uns zu dritt ein Stockbett mit drei Matratzen. Unser „Schlafzimmer“ ist ein Durchgangsraum; während des Abends, nachts wie auch früh morgens laufen hier ständig Personen ein und aus. Mit Ohropax bekomme ich kaum etwas mit, viele andere schlafen hier jedoch schlechter.

Am Abend lernen wir noch zwei lustige Holländer am Esstisch sowie zwei weitere E5-Wanderer, Lotte und Jannik, kennen, während wir uns bei einem All-you-can-eat-Käsespätzle den Magen vollschlagen. Wir haben viel zu lachen und tauschen zahlreiche Wandergeschichten aus. Für Jannik ist es die erste größere Wanderung. Wie wir später leider feststellen müssen, ist er total überpackt, unerfahren, ohne Stöcke und nicht wirklich fit.
Lotte, die Bergwachtlerin aus Oberbayern, wird uns noch auf einigen Etappen begleiten. Mit ihr haben wir eine fantastische Mitwanderin gewonnen.
Unglücklicherweise musste sie in unserem ersten Gespräch von uns erfahren, dass sie den Parkplatz ihres Autos in Oberstdorf fälschlicherweise nur für eine Nacht anstatt für eine Woche bezahlt hatte.

Die Bilder vom Morgen unserer dritten Etappe werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten die gegenüberliegenden Berge Freispitze und Rotspitze, an deren Gipfeln noch dünne Regenwolken des nächtlichen Schauers hingen. Die Memminger Hütte ist von grasbedeckten Wiesen umgeben, die wiederum an steile, steinige Felsen grenzen.
Nach einem ausreichenden und leckeren Frühstück (sogar mit Ei) packten wir die Rucksäcke und starteten im Mittelfeld. Da nun fast jeder Hüttengast den E5 wandert, sahen wir von nun an viele bekannte Gesichter. Obwohl ich müde war, packte mich die Wanderlust sogleich beim ersten Schritt aus der Hütte. Keine 100 Meter gewandert erreichten wir den unteren Seewisee, an dem wunderschöne Steinböcke grasten. Wir wollten sie nicht beim Frühstücken stören und begaben uns zum Aufstieg in Richtung Seescharte. Dieser hatte es wirklich in sich. Steil über lockeres Geröll wanderten wir langsam, aber konstant auf knapp 2.600 Meter Höhe. Unterwegs trafen wir unsere Tischnachbarn vom gestrigen Abend. Jannik ging es tatsächlich zusehends schlecht. Der viel zu schwere Rucksack, gepaart mit der mangelnden Fitness, machten ihm zu schaffen. Gemeinsam mit Lotte begleitete ich ihn die letzten Meter zur Scharte. Die Bergwachtlerin ärgerte sich über die Naivität, mit der viele Menschen wandern oder sogar eine Alpenüberquerung wagen. Deshalb empfahlen wir Jannik, sich einer der geführten Gruppen anzuschließen. Wie wir später erfuhren, wurde ihm von einem Wanderführer empfohlen, hier abzubrechen.

Einzigartig ist auf jeden Fall der Ausblick von der Seescharte in Richtung Zams. Vor allem die aufragende Silberspitze nebst dem Zammer Joch lässt mich immer wieder aufblicken.
Nach der Seescharte ging es nun ganze 1.800 Höhenmeter bergab. Wanderstöcke sind hierbei für jedes Knie Gold wert. Der Abstieg war zu Beginn natürlich noch steil und führte über einen Geröllweg, welcher stets höchste Konzentration erforderte. Sobald wir aber den Lötzbach erreichten, eröffnete sich eine völlig neue Welt. Der Bach fließt friedlich und recht flach das Tal hinab, während er die Wiesen an seinem Ufer tränkt. Wir wanderten nah am Gewässer entlang, während sich die Morgensonne im Wasser spiegelte.
Das Wasser scheint dem Wald, den Wiesen und dem gesamten Tal so viel Energie zu liefern, dass wir vor lauter moosigem Grün kaum daran denken konnten, noch vor Kurzem durch steinig-alpines Gebiet gewandert zu sein. Da der Weg bis nach Zams nicht mehr steil wurde, konnten wir die entspannten Meter für tolle Gespräche nutzen und die ersten Tage Revue passieren lassen.

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Steinböcke am Seewisee

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Hier gab es vor Kurzem noch einen Steinschlag

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Danke Gemeinde Zams <3

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Unser Traummorgen an der Memminger Hütte

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Durchs Geröllfeld nach der Seescharte

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Der wunderschöne Blick zur Silberspitze

Mit dem Höhenweg durchs Zammer Loch wurden wir nun bereits von einer dritten Landschaftsform beeindruckt. Die nahezu senkrechten Wände, der laut brüllend stürzende Bach und unser enger Pfad erhöhten den Erlebnispuls abrupt. Bis kurz vor Tourenbeginn wussten wir noch nicht, ob wir diesen Weg überhaupt begehen konnten, da er aktuell als sehr steinschlaggefährdet galt. Wir hatten Glück und kamen unbeschadet bis nach Zams.

Eine schöne und erwähnenswerte Überraschung ist der Service der Gemeinde Zams gegenüber E5-Wanderern. Nicht nur, dass jeder Wanderer beim Betreten der Stadt mit einem kostenlosen Corny-Riegel begrüßt wird; es wird auch ein kostenloser Shuttleservice bis hinauf zur Schihütte Zams angeboten (Stand September 2025).
Hinweis zur GPX-Datei auf Komoot: Da der letzte Wegabschnitt für uns gesperrt war, nahmen wir den Shuttle von der Autobahn nach Zams (circa 2 km). Diesen Abschnitt bitte nicht nachwandern.

Etwas überrascht schaute uns der Busfahrer an, als wir nach nur wenigen Minuten in der Gemeinde Zams aussteigen wollten, um den Aufstieg zur Schihütte selbst zu meistern. Da wir um 13 Uhr in Zams ankamen, legten wir hier aber zuerst eine Essenspause ein. Verurteilt uns, aber um für Italien gut eingestimmt zu werden, gönnten wir uns Pizza in Tirol.
Grundsätzlich führen zwei Wanderwege hinauf zur Schihütte Zams. Wir entschieden uns für einen Wurzelpfad, der zwar teilweise steil, aber immer durch waldige Abschnitte führte. Ich genoss den gesamten Nachmittag, um langsam aufzusteigen, im Wald zu verweilen und Ausschau nach Pilzen zu halten. Kurz vor der Hütte hüpfte ich über einen Zaun, um die letzten Meter über eine Skipiste als schnellsten Weg zu wählen.

Routiniert steht die gesamte Mannschaft des Matratzenlagers frühzeitig auf. Meist klingeln die Wecker im Chor, und nur wenige Sekunden später kommt reges Treiben in der gesamten Hütte auf, sodass Langschläfer kaum eine Chance haben.
Unsere heutige Tour beinhaltet zum ersten Mal einen Bustransfer. Die Wanderung ohne Bus würde zwei weitere Tage in Anspruch nehmen. Mit Bergwachtlerin Lotte erhalten wir nun ein viertes Teammitglied, die uns die nächsten beiden Etappen begleiten wird.

Wir hatten erneut großes Glück mit dem Wetter. Der Wirt meinte noch, dass wir besseres Wetter hatten als alle E5-Wanderer im Sommer 2025. Ich war einfach froh, dass meine Füße trocken waren und ich mit kurzer Hose wandern konnte. Viele Mitwanderer hatten nach der dritten Etappe bereits die ersten Blasen zu beklagen.

Unsere Tour beginnt gleich mit einem steilen Anstieg über Wiesengelände auf den Kamm zwischen dem Krahberg und dem Meranzköpfl. In der E5-Community trennen sich hier für kurze Zeit die Wege: Viele möchten die Gipfel der Glanderspitze, des Pillers oder des Kreuzjochs mitnehmen. Alternativ gibt es einen wunderschönen Panoramaweg etwas unterhalb des Kamms. Hierfür entschieden wir uns.

Am Abend hörten wir die Erfahrungsberichte der Kammroute. Da es dort oben wohl außerordentlich windig war, konnte man die Aussicht kaum genießen. Die starken Windböen hatten uns nur leicht gestreift, doch dort oben müssen sie extrem gewesen sein.

In gute Gespräche versunken wanderten Dave, Robert, Lotte und ich vorbei an der Gogles-Alm und ebenso an der Larcher Alm. Während wir auf einfachen, aber schönen Wanderwegen vorankamen, genoss ich ständig die Aussicht auf die Pitztaler und die Ötztaler Alpen, die sich im Hintergrund auftürmten. Nachdem wir durch einen Waldabschnitt gekommen waren, erreichten wir die ersten Höfe der Gemeinde Wenns. Auch hier wird E5-Wanderern wieder ein schönes Angebot aus Kaltgetränken und Snacks gemacht. Abgelenkt haben mich aber vor allem die beiden schwarzen Hofkatzen, die die vorbeikommenden Wanderer begrüßen und sie ein paar Meter, im Austausch für eine Streicheleinheit, begleiten.

In Wenns stiegen wir dann bis zur Hauptstraße ab. Die dortige Bushaltestelle war nicht zu übersehen. Nach circa 20 Minuten Wartezeit nahm uns der Busfahrer für ganze 10 € mit bis nach Mittelberg.

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Vom Krahberg wandern wir bis nach Wenns

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Unser erster Teil der Etappe

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bei Wenns werden die Wanderer von zwei schwarzen Katzen begrüßt

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Der Blick in Richtung Süden

Nach circa 30 Minuten Busfahrt stiegen wir am Ende des Pitztals in Mittelberg aus. Die Busfahrt tat den erschöpften Beinen gut, wir entschieden uns aber dennoch, direkt weiterzuwandern und somit Teil 2 des vierten Tages zu starten. Die Braunschweiger Hütte liegt auf 2.759 m Höhe nahe des Mittelbergferners. Wir wanderten gemütlich bis zum Talschluss des Pitztals. Dort gelangten wir zur geöffneten Gletscherstube (1.891 m), die uns mit kalten Getränken bewirtete. Nachdem ich einen halben Liter Cola in mich geschüttet hatte, ging es dann los zum sehr steilen Aufstieg über den Wasserfall an der Pitze.

Der Aufstieg erfordert Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Er kann ohne Kletterset absolviert werden, erfordert aber doch manchmal den Einsatz aller Viere. Er ist nicht übermäßig schwierig oder ausgesetzt. Da mehrere Gruppen täglich am E5 unterwegs sind, gerieten wir an den Engstellen teilweise in einen Wanderer-Stau. Auf halber Strecke erreicht man ein Zwischenplateau über eine Schotterstraße. Mein Highlight war der Blick zum Gletscher unterhalb der Braunschweiger Hütte.

Nach der heutigen Tour merkte ich, dass mein Körper unbedingt mehr Ruhe benötigte. Ich fühlte mich etwas geschwächt und unterkühlt, weshalb ich mich nach einer warmen Dusche bis zum Abendessen im Bett verkroch und sogar noch einen Powernap einlegte.

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Der Blick zum Kaunergrat und seinem Gletscher

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Neben E5 Wanderern tummeln sich auch Tagestouristen im Pitztal.

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Hier wird der Weg enger – wir können die geführte Gruppe vor uns nicht überholen

Für mich war die Nacht auf der Braunschweiger Hütte die Wichtigste. Total erschöpft angekommen, war guter Schlaf essenziell – und den erhielten wir. Deshalb starteten wir nach umfangreichem Frühstück wieder zu viert in Richtung Karleskopf.

Ungefähr 200 Meter vor dem Gipfel Karleskopf sahen wir plötzlich vier oder fünf Steinböcke ganz nah, die einige Höhenmeter über uns rasteten. Sie genossen die Stille und beobachteten uns ganz ungeniert. Wieso sollten sie auch vor vier vollbepackten Wanderern Angst haben, die sich mit ihren Stöcken den Berg hinaufquälten?
Oben angekommen hieß es: Rucksäcke abschnallen und das wunderschöne morgendliche Panorama genießen. Die Berge um uns herum wurden noch nicht voll bestrahlt, wir wurden aber bereits von der Sonne dort oben aufgewärmt (wir mussten uns eigentlich an jedem Tag der Tour eincremen).

Nach unserer kurzen Fotosession wanderten wir weiter zum Jochköpfle. Die Route wurde nun unwegsamer und schwierig (eine kleine Kletterei inklusive). Beim Festhalten an einem Stahlseil schnitt ich mich unglücklich an einem ausgefransten Draht. Dies blieb jedoch meine einzige Verletzung während unserer Alpenüberquerung.
Gut geübt stiegen wir dann über den steinigen Weg zügig ab zum Söldner Gletscherskigebiet. Die Umgebung veränderte sich nun vollständig: ein steiniges, unbewachsenes Gebiet mit einem merklich negativen Einfluss des Skitourismus. Da der Weg vor der Gondelstation nicht sonderlich gut markiert war, steuerten wir einfach direkt darauf zu.

Nun galt es, den Bus durch den Skitunnel zu finden und zu nehmen. Da sich dies aufgrund einer Verspätung als schwieriger herausstellte, bot uns ein glücklicher, privater Berliner Busfahrer die Fahrt durch den Tunnel an. Dieser führte bergauf, was etwas Aufstöhnen ließ, als der Busfahrer erklärte, dass die Busbremse nicht mehr richtig funktionierte. Wir überlebten die kurze Fahrt und starteten nun den weiteren Wanderteil. Kurz darauf sahen wir dann auch den Linienbus durch den Tunnel fahren.

Wer „Rohan“ aus Herr der Ringe kennt, kann sich nun die folgende Umgebung vorstellen. Mittelerde-Lieder singend arbeiteten wir uns am Hang des Ötztals bei bestem Wetter entlang bis nach Vent. Dabei trafen wir zwei weitere E5-Wanderer an, die gerade mit einer Drohne Bergvideos drehten und dabei von Murmeltieren kritisch beäugt wurden. Ein sehr lustiges Bild!

In Vent sollten sich unsere Wege wieder trennen. Trotz telefonischer Nachfrage bei der Martin-Busch-Hütte konnte Lotte keinen Schlafplatz mehr erhalten. Später stellte sich dies als ziemlich frech von den Hüttenwirten heraus, da sie doch noch Plätze frei hatten. Stattdessen zwangen sie Lotte, weiter bis zur Similaunhütte zu ziehen. Wir drei hatten an diesem Tag größten Respekt vor ihrer Leistung, da sie auf eine beachtliche Zahl an Kilometern kam.

Weil unser Weg kürzer war, entschlossen wir uns zu einer Mittagspause in Vent. Ich bestellte ein Tiroler Knödeltrio (Speck, Spinat und Käse) und bereute im Nachhinein die große Portion.
Der Weg bis zur Martin-Busch-Hütte führte leicht steigend, aber technisch einfach durch das Tal. Auf einer Schotterstraße konnte man kaum falsch laufen. Die Martin-Busch-Hütte auf 2.501 m bot uns eine warme Dusche und leckeres Abendessen. Wir ließen den Abend mit unterhaltsamen Biberachern ausklingen. Eine absolut geniale Wanderung ließ uns erschöpft in den Hüttenschlafsack fallen.

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Am Rettenbachgletscher Sölden warten wir auf den Shuttle-Bus

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Am Karleskopf kommen wir den Steinböckem ganz nah

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Mal ein Selfie auf oberbayrischer Art

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**Summt Rohirrim Soundtrack aus Herr der Ringe**

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Wir wandern auf einem Teilstück der Via Alpina hinein ins Niedertal

Pünktlich zum Sonnenaufgang machten wir uns auf zur Similaunhütte. Kühl und mit Gegenwind ging es den steinigen letzten Aufstieg unserer Alpenüberquerung zur italienischen Grenze hinauf. Am Similaun erreichten wir den höchsten Punkt der Alpenüberquerung auf rund 3.019 m. Die Umgebung glich nun einer Mondlandschaft: überall Stein und Geröll. Ich fand es so spannend, wie sich die Landschaft seit Oberstdorf verändert hatte und wie wir weiterhin einer südlicheren Flora entgegenwanderten.

Viele Wanderer legen hier einen Abstecher zur Ötzifundstelle am Hauslabjoch ein. Da wir bereits wussten, dass uns hier „nur“ eine Steinpyramide erwartete, entschieden wir uns gegen den Umweg und für eine frühzeitige Ankunft in Vernagt. Noch während der Wanderung schwärmten wir von italienischem Cappuccino und Pizza am Abend.

Während wir die letzten Meter zur Hütte absolvierten, beobachteten wir einen Helikopter, der Mülltonnen von den Hütten einsammelte – die letzten Tage der Hüttensaison waren angebrochen und die Gebäude wurden winterfest gemacht. Sobald wir den höchsten Punkt der Tour erreicht hatten, sahen wir unseren letzten und finalen E5-Terminus: den Lago di Vernago oder Vernagtstausee. Mit über 1000 Höhenmetern Abstieg war nochmals Vorsicht auf den letzten Metern geboten. Steil ging es über Felsen in Serpentinen durch das Tisental. Bei perfektem Wetter (über die gesamte Woche und) am letzten Tag erreichten wir glücklich und erschöpft Vernagt und warteten Cappuccino trinkend auf den Bus nach Meran. Robert sprang noch kurz in den See, während ich mit anderen E5-Wanderern am Café die Beine ausstreckte.

Pünktlich kam der Bus, der uns bis nach Meran fuhr. Die Bustickets bezahlten wir in bar beim Busfahrer. Auf halber Strecke stieg ein Polizeibeamter zur Kontrolle in den Bus. Da wir und alle anderen keinen Beleg (Ticket) vom Busfahrer erhalten hatten, wurde der Beamte hellhörig. Weil ihm viele Fahrgäste versicherten, dass sie bezahlt hatten, prüfte der Busfahrer den Schalter. Es seien Tickets im Gerät. Er nahm unsere Namen auf, versicherte uns aber, dass nichts geschehe, falls er auf der Kamera sehen sollte, dass wir die Wahrheit sagten. Der Busfahrer hingegen schien das Bargeld ohne Beleg im System eingesteckt zu haben. Über folgende Ermittlungen wissen wir leider nichts mehr, aber mit dieser spannenden Busfahrt endete unser Abenteuer…fast.

Denn wir verbrachten noch zwei Nächte in Meran. Als wir durch die engen Gassen spazierten, trafen wir viele bekannte Gesichter. Am Abend waren wir dann noch mit Lotte in einem tollen italienischen Restaurant verabredet, das Robert aufgrund der guten Bewertungen ausgesucht hatte. Lotte hatte in der Similaunhütte übernachtet und war deshalb auch vor uns in Meran. Wir stießen mit einem Glas Weißwein auf unser Abenteuer und die gemeinsamen Erinnerungen an und schwelgten glücklich in den Erinnerungen der letzten sieben Tage.

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Da ist er: Der Vernagtstausee. Ich lasse den Blick gen Italien schweifen

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Der Aufstieg zur Similaunhütte bringt uns zum höchsten Punkt der Alpenüberquerung

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Bella Italia – Merano